Werde der, der du bist

 

Die Evolutionspädagogik ist ein bewährtes  Konzept, neurologische Blockaden, die Ursache für auffälliges Verhalten und Schwierigkeiten beim Lernen sein können, zu erkennen und abzubauen.

Grundlage für die Evolutionspädagogik sind die Erkenntnisse des Gehirnforschers J. Ratey, der entdeckt hat, dass jeder Mensch bis zu seinem ca. vierten Lebensjahr die sieben Entwicklungsstufen der Evolution über die Bewegung und die fortschreitende Entwicklung des Gehirns nachvollzieht.

Das heißt:

Die Entwicklung vom Embryo bis hin zum Kleinkind entspricht in ihren typischen Bewegungs- und Verhaltensmustern (Rollen, Robben, Kriechen, Krabbeln, Vierfüsslergehen bis hin zum vollständigen Aufrichten und Laufen) den aufeinander aufbauenden Entwicklungsstufen der Evolution (vom Fisch über Amphibie, Reptil, Säugetier, Affe, Urmensch bis hin zum heutigen Menschen).

Zu jeder dieser Stufen gehört eine Bandbreite an Wahrnehmungsmöglichkeiten, Bewegungsmustern und Fähigkeiten, die wir im Leben im Normalfall selektiv einsetzen können.

 

Wird eine Stufe nicht genügend erfahren und durchlebt, so wirkt sich das auf die anderen Stufen des Gehirns aus. Wir können dann nicht mehr auf unsere neurologischen Ressourcen im Gehirn zurückgreifen. Defizite in der Koordination und im Verhalten können die Folge sein. Auch negative Erfahrungen und Versagenserlebnisse können den Zugriff auf die Bandbreite einer Stufe erschweren oder verhindern. Wir sprechen dann von einer Stressblockade.

 

Doch die Bewegungsmuster und emotionalen Kompetenzen, die zu den Gehirnentwicklungsstufen gehören, können mit einfachen Bewegungsübungen, die mit den Stufen im Zusammenhang stehen, aufgefrischt und trainiert werden. Dadurch festigen sich die Fähigkeiten der einzelnen Stufen, Schwierigkeiten können sich auflösen und die eigentlichen Talente des Menschen können zum Vorschein kommen.

 

 


Die Fähigkeiten, die sich während der einzelnen Stufen entwickeln,

sehen wie folgt aus:

 

  • Fischstufe:                                  Ursicherheit
  • Amphibienstufe:                       Erlebnissicherheit
  • Reptilstufe:                                 Körpersicherheit
  • Säugetierstufe:                          Gefühlssicherheit
  • Affenstufe:                                  Gruppensicherheit
  • Urmenschstufe:                        Sprachsicherheit
  • Menschstufe:                             Kommunikations- und Kooperationssicherheit

 

 

Unbewusste Stufen der menschlichen Entwicklung:

 

1. Ursicherheit:

Im Leben benötigen wir zu jeder Zeit etwas, dass uns trägt und uns Lebenssicherheit gibt. Das Gefühl, dass wir jeder Situation gewachsen sind, ist Grundlage für alles andere. Ist diese Stufe blockiert, so kann sich dies in Ängsten und Unsicherheiten zeigen.

Ziel: Einfach da sein ist genug.

         Ich brauche meine Existenz nicht verteidigen oder beweisen.

 

2. Erlebnissicherheit:

Interesse und Neugier am Leben sind Voraussetzungen dafür, dass Lernen gelingen kann. Ich kann mich für die Welt interessieren - kann mich aber auch wieder zurückziehen. Diese Möglichkeit des Wechselns bildet die Sicherheit, einer Situation nicht ausgeliefert zu sein.

Ziel: Neugier auf die Welt ist genauso wichtig, wie sich zum richtigen Zeitpunkt auf   

         sich selber zurückziehen. Im lebendigen Pendeln entsteht Sicherheit im Erleben  

         der Welt.

 

3. Körpersicherheit:

Mit gespannter Kraft die Gelegenheit abwarten und dann blitzschnell loslegen sind Fähigkeiten, die wir in vielen Situationen im Leben benötigen. Ist diese Stufe blockiert, so kann sich dies in Aggressionen, Bettnässen, Nägelkauen, ADHS, ADS, Verträumtheit, Antriebslosigkeit und Kraftlosigkeit zeigen.

Ziel: Den richtigen Umgang mit meinen Kräften lernen. Ruhe und Bewegung steuern 

         können.

 

 


Halbbewusste Stufen der menschlichen Entwicklung

 

4. Gefühlssicherheit:

Hier lernen wir, unsere Gefühle wahrzunehmen und schaffen über die Körperbewegung und die Koordination der Sinne eine Voraussetzung für alles, was mit Lernen zutun hat. Wenn wir einen Zugang zu unseren Emotionen haben und sie in unser Leben integrieren können, ist stressfreies Lernen und Leben möglich. Ist diese Stufe blockiert, so kann sich dies in übersteigerter Kontaktfreudigkeit oder extremer Zurückhaltung oder auch in Lernschwierigkeiten wie Lese-Rechtschreibschwäche (Legasthenie) oder Rechenschwierigkeiten (Dyskalkulie ) zeigen.

Ziel: Die eigenen Gefühle wahrnehmen und akzeptieren.

 

 


Bewusste Stufen der menschlichen Entwicklung

 

5. Gruppensicherheit:

Über den Umgang mit dem Gleichgewicht entsteht ein Gefühl für die eigene Individualität. Das ist die Voraussetzung dafür, dass sich ein ausgewogenes Sozialverhalten entwickeln kann. Ist das Gehirn auf dieser Stufe blockiert, versuche ich meine Intentionen zu stark durchzusetzen, oder ich ordne mich zu schnell den Ideen der Anderen unter. Auch Außenseiter und Kinder, die keine Regeln einhalten, sind auf dieser Stufe nicht in Balance.

Ziel: Ich fühle mich sowohl mit mir selber als auch in der Gruppe wohl. Ich kann  

         meine Motive erkennen und in der Gruppe vertreten.

         Eigenständig Handeln und gleichzeitig sich in Gruppenprozesse eingliedern   

         können.

 

6. Sprachsicherheit:

In dem Moment, in dem ich einen Zugang zu meinen sprachlichen Fähigkeiten bekomme, entsteht die Möglichkeit einen Prozess verbal mitzugestalten. Damit wächst auch mein Selbstwertgefühl. Ist diese Stufe blockiert, so besteht die Tendenz, Konflikte mit lauter Stimme oder körperlich zu lösen.

Ziel: Ich finde meinen Platz im Leben. Ich kann meine Vorstellungen, Wünsche und

         Bedürfnisse sprachlich äußern. Ich traue mich, mich der Welt wahrnehmbar zu 

         machen.

 

7. Kommunikationssicherheit:

    Kooperationssicherheit:

Ausgehend von einem gesunden Selbstwertgefühl weiten wir unseren Lebensblick und erfahren, dass wir in einen größeren Zusammenhang eingebunden sind. In Harmonie mit uns selbst können wir Verantwortung übernehmen und unseren Lebensweg gehen. Ist diese Stufe blockiert, so kann sich dies in Sinnlosigkeit, Perspektivlosigkeit, Selbstüberforderung oder im Helfersyndrom zeigen.

Ziel: Ich kann die Intentionen und Bedürfnisse der Mitmenschen empfinden und

         nachvollziehen. Gleichzeitig habe ich die Fähigkeit für eine konkrete Frage 

         Lösungen zu finden.